Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED), insbesondere Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU), sowie undeterminierte Colitis (IBDU) sind durch steigende Inzidenz und Prävalenz gekennzeichnet, insbesondere bei Krankheitsbeginn in der Kindes- und Jugendzeit. Diese Erkrankungen stellen eine große Herausforderung dar, sowohl für die Betroffenen als auch für das medizinische Fachpersonal
Epidemiologie
Aktuelle Studien zeigen, dass 75% der Untersuchungen zu MC und etwa 60% zu CU eine zunehmende Inzidenz aufweisen. Länder wie Kanada verzeichnen eine Zunahme der Prävalenz um 50% im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends. Während die Epidemiologie bei Erwachsenen in westlichen Industrieländern auf hohem Niveau stabil ist, steigt sie bei Menschen über 70 Jahren stark an.
In Europa liegt die jährliche Inzidenz für CU bei rund 25 pro 100.000 Kinder und Jugendliche, für MC bei etwa 13 pro 100.000. Die Prävalenz in Europa beträgt für CU ca. 500 und für MC ca. 330 pro 100.000. In Deutschland zeigen Krankenkassendaten einen Anstieg von 13% für MC und 29% für CU, was auf etwa 0,7% der Bevölkerung hochgerechnet werden kann.
Pathophysiologie
Morbus Crohn kann jeden Teil des Gastrointestinaltrakts betreffen und zeichnet sich durch diskontinuierliche, transmurale Entzündungen aus, die zur Fistel- und Stenosebildung neigen. Die häufigste Entzündungslokalisation ist der ileozökale Übergang.
Colitis ulcerosa hingegen betrifft kontinuierlich die Mukosa des Dickdarms, ausgehend vom Rektum, und kann gelegentlich bis ins terminale Ileum reichen. Beide Erkrankungen werden heute als Extreme eines Krankheitsspektrums angesehen. Die atypische Colitis ulcerosa und die isolierte Crohn Colitis (L2 Crohn nach Paris Klassifikation) werden zunehmend als eigene Entitäten wahrgenommen.
Die genaue Ursache von CED ist noch ungeklärt, jedoch wird eine multifaktorielle Genese vermutet. Genetische Risikofaktoren, Umweltfaktoren und Veränderungen des intestinalen Mikrobioms spielen eine zentrale Rolle. Fehlgeleitete Interaktionen zwischen Darmmikrobiota und Immunsystem führen zu dysregulierten Entzündungsreaktionen und Störungen der epithelialen Barriere, was die Translokation von Mikroorganismen aus dem Darm fördert. Oft sind initiale gastrointestinale Infektionen Auslöser für den ersten Schub der Erkrankung und können auch spätere Schübe begünstigen.
Kommunikation und Prävention
Im Gespräch mit Eltern und Patienten ist es essenziell, Schuldzuweisungen zu vermeiden. Die dargestellten Einflussfaktoren, insbesondere die Ernährung, sind auf Bevölkerungsebene festgelegt und sollten nicht individuell interpretiert werden. Es ist wichtig zu betonen, dass niemand Schuld an der Erkrankung trägt und diese auch nicht durch das Vermeiden eines auslösenden Infekts hätte verhindert werden können.
Dennoch sollte in der allgemeinen Beratung zur gesunden Ernährung die Rolle der sogenannten Western Diet klar angesprochen und im Sinne präventiver Maßnahmen weitgehend vermieden werden.
Fazit
Die zunehmende Inzidenz und Prävalenz chronisch entzündlicher Darmerkrankungen im Kindes- und Jugendalter stellt eine wachsende Herausforderung dar. Eine fundierte Aufklärung und präventive Maßnahmen können helfen, das Risiko zu mindern und das Verständnis für diese komplexen Erkrankungen zu fördern.